Info Blatt(ZENDO-MERANO)

Anmerkung: Dieses Infoblatt kann auch persönlich im Zendo-Merano in Heft-Form abgeholt werden!

 Vorwort

Willkommen!

Schön, dass Sie Interesse an der ZEN - Meditation haben und sich ins Zendo-Merano begeben haben. Meine Mitmeditierenden und Ich heißen Sie willkommen.

Mit diesem Infoblatt möchten ich Ihnen „Regeln“, Rituale, Anleitungen und Hinweise zum Üben geben, die im Zendo – Merano angewendet werden. Diese Regeln gelten übrigens meist auch in anderen Zendos.

Rituale und Regeln helfen insbesondere Anfängern die Unsicherheit der ersten Zeit zu überwinden, um sich dann vollkommen auf die Spiritualität einlassen zu können. Bedenken Sie dabei, dass es nicht vornehmlich um das Einhalten von Regeln geht, sondern um die Präsenz im Augenblick, die durch das Zazen (meditatives Sitzen) gefördert wird. Dazu möchte ich näher im Kapitel „Was ist ZEN?“ eingehen.

Wenn Sie auf der Suche nach einem spirituellen Weg sind, dann ist es richtig und gut, verschiedene Arten von Übungen auszuprobieren. Neben ZEN gibt es auch noch viele andere Meditations-Übungen, die in die gleiche Richtung führen. Aber Sie sollten sich bewusst sein, dass eine wirklich tiefe Erfahrung der Wesensnatur nur durch beständiges Üben einer Form zum „Ziel“ führt. Seien Sie sich auch bewusst, dass ein wirklich spirituelles Leben mit einer lebenslangen Übung der Achtsamkeit und Gegenwärtigkeit zusammenhängt.

Deshalb sollten Sie sich irgendwann einmal entscheiden, bei einer Meditations-Übung zu bleiben. Ein ständiges Umherwandern und unterschiedliche Kurse besuchen, bringt Ihnen meist noch mehr Unruhe und Verwirrung als Klärung mit sich.

Wenn Sie sich dann für ZEN entschieden haben, kann ich Sie begleiten und auf Ihrem ZEN-Weg unterstützen. Bei Fragen oder Problemen, können Sie sich also stets an mich wenden.

Abschließend wünsche ich Ihnen, dass Sie sich vom ZEN faszinieren lassen, dieses Ihr Leben bereichert und Sie die Erkenntnis erfahren können, die eine tiefe „Zufriedenheit“ ergibt, welche über alles hinausgeht, was Sie sich vorstellen können.

Dieses Info-Blatt ist so aufgebaut, dass Sie einzelne Kapitel getrennt lesen können. Insbesondere Anfängern bitte ich jedoch das Kapitel 4 „Wichtige Hinweise…“ zu lesen, weil diese dort beschriebenen Erfahrungen oftmals ohne Begleitung zu Verwirrungen und Problemen führen können und es Sie womöglich davon abhält, weiter meditieren zu wollen. Und das wäre schade.

Die weiteren Kapitel sind auch für Anfänger geeignet. Sollten Sie zu den einzelnen Kapiteln noch Fragen haben, können Sie sich jederzeit an mich im Dokusan wenden.

Zum Schluss möchte ich Ihnen noch einen Tipp geben: Verlassen Sie sich intuitiv auf das Leben selbst. Lesen Sie also nicht zu viel Texte über ZEN, sondern meditieren Sie lieber im Alltag, an jedem Ort zu jeder Zeit. Kommen Sie beständig zum Zazen und richten sich Ihr Leben dafür ein.

Sie werden merken, dass es Ihr Leben bereichern wird.

Und nun bleibt mir nur noch:

 „Gutes Sitzen!“

zu wünschen.

Ihr

Carsten Koßwig

ZEN – Lehrer

(Willigis Jäger (Kyo-Un Roshi); ZEN-Linie „Leere Wolke“)

Meditationszeiten im Zendo-Merano

Im Zendo-Merano meditieren wir 1 x wöchentlich am Do. 20.00 – 21.30 Uhr eine Abend-Meditation von 3 x 25 min. und 1 x monatlich ein Zazenkai (Halbtages-Meditation). Die Meditationszeit beim Zazenkai beträgt 7 x 25 min. Außerdem wird im Zendo-Merano für Einsteiger die Möglichkeit gegeben sich mit dem ZEN vertraut zu machen und auf „Probe“ zu sitzen. Dies ist jede Woche vor dem Abend-Zazen ab 19.15 Uhr möglich.

Es kann durchaus vorkommen, dass sich Gruppen aus anderen Orten dem Zendo-Merano anschließen möchten. Diese betreue ich meist in Form von einem monatlichen Zazenkai, der genauso abläuft wie im Zendo-Merano. Die Zeiten der Kurse – auch bei angeschlossenen Gruppen – können stets aktuell auf meiner Website abgerufen werden. Bei Fragen oder Wünschen, bitte ich um ein Gespräch.

Einsteiger

Beim Einsteiger-Zazen werden zunächst Informationen zu ZEN, zu den Sitzarten, zur Meditationsart und zu den Ritualen gegeben. Danach werden kurze Sitzzeiten von 1 – 2 x 10 min angeboten. Das Einsteiger-Zazen wird vor der Wochenmeditation abgehalten. Ein weiteres Sitzen während der Abend-Meditation ist anschließend möglich. Wer zu diesem Einsteiger – Zazen kommen möchte, den bitte ich sich bei mir telefonisch anzumelden.

Wochenmeditation

Im Zendo–Merano wird einmal wöchentlich eine Abend-Meditation angeboten. Diese Meditation ist für Geübte. Zur Teilnahme ist notwendig, dass vorher einmal das Einsteiger-Zazen besucht worden ist. Ebenso wünsche ich mir, bevor jemand das erste Mal zum Meditieren kommt, sich mit mir über seine Motivationen zum ZEN zu unterhalten. Dies ist vor der Wochenmeditation beim Einsteiger-Zazen möglich.

Grundsatz des Zendo-Merano

Eine spirituelle Erfahrung ist für jeden Menschen eine ganz persönliche Angelegenheit. Sie ist so individuell, wie einmalig jeder Mensch ist. Um diese zu erlangen, ist es nicht notwendig, irgendetwas Besonderes zu tun oder irgendwelche Diplome zu erreichen.

Das Meditieren im Zendo –Merano ist deshalb stets freiwillig und verpflichtet Sie nicht sich einer besonderen Vereinigung anzuschließen oder Gelder einer Vereinigung zu vermachen.

Sie können selbst entscheiden, welche Kurse Sie machen möchten und wie häufig Sie zu den Zazenkai kommen wollen.

Äußerer Rahmen und Rituale

In diesem Kapitel werden die Rituale und der rituelle Ablauf einer Meditationssitzung (Zazen) im Zendo-Merano erklärt. Bei anderen Sitzungen wie einem Sesshin, einem Zazenkai oder auch in der ZEN-Gruppe Bozen gelten zwar andere Sitzzeiten, die Rituale sind aber stets dieselben. Siehe dazu bitte im Kapitel „Sesshin“ oder „Zazenkai“. Zu Hause können Sie diese Rituale auch übernehmen, müssen es aber nicht. 

Beim Eintreten in den Meditationsraum (Zendo) verneigt man sich an der Tür (Gassho) zum Altar hin. Anschließend begibt man sich zu seinem Sitzplatz und verneigt sich davor, dreht sich dann um und verneigt sich erneut dieses Mal zum Raum zugewandt. Danach wartet man stehend ab, bis die Klanghölzer geschlagen werden. Nun verneigt man sich erneut, um sich anschließend auf das Kissen oder Bänkchen zum Meditieren der Wand zugewandt hinzusetzen. Es ertönen 3 Gongschläge, die die Meditationszeit (Zazen) einleiten. Die Tür wird nun geschlossen und man meditiert mit der Technik, die der Lehrer einem gegeben hat (z. B. Mu, Atem-zählen etc.).

Nach 25 min (Zazen) wird mit 2 Gongschlägen die Einheit beendet. Das Ende der gesamten Meditationseinheit wird mit einem Gongschlag eingeläutet. Danach drehen sich alle Übenden um und bleiben am dem Kissen sitzen. Es folgt ein Kurz-Teisho zu einem bestimmten aktuellen Thema. Danach wird ein zweiter Gongschlag durchgeführt, der die Sitzung endgültig beendet. Man steht dann auf, wartet auf die Klanghölzer, verneigt sich, ordnet den eigenen Sitzplatz und verlässt den Raum mit einer Verneigung zum Altar zugewandt. Nun ist ein Sprechen wieder erlaubt.

Nach dem ersten und dem zweiten Zazen wird ca. 5 min lang „achtsames Gehen“ (Kinhin) praktiziert. Dabei geht man langsam im Uhrzeigersinn um die Sitzgelegenheiten herum. Eingeleitet wird das Kinhin nach der Meditationseinheit durch das Schlagen des Klangholzes. Nach anschließendem Gassho geht man Schritt für Schritt. Ein erneutes Schlagen des Klangholzes beendet das Kinhin. Daraufhin begibt man sich durch schnelles Gehen an seinen Sitzplatz und bleibt davor stehen. Ein neuerliches Schlagen des Klangholzes leitet das nächste Zazen ein (siehe Übersicht).

Wenn Sie nicht genau wissen, wie sie sich verhalten sollen, dann machen Sie einfach das nach, was Ihr Nachbar macht. Bei Fragen können Sie sich auch vor der Meditationseinheit an mich wenden. Ich erkläre Ihnen das gesamte Ritual gerne.

Meditationsarten werden normalerweise im Dokusan (spirituelles Gespräch) besprochen. Wenn Sie keine Anweisung erhalten haben, beginnen Sie mit dem Atem-Zählen. Dabei wird auf jede Ausatmung still die Atmung von 1 – 10 abgezählt. Wenn man bei Zehn angekommen ist, beginnt man mit der Zählung wieder von vorne. Wichtig dabei ist zu beachten, dass die Atmung nicht stimuliert wird, also, dass man aktive Atemzüge macht, sondern sie natürlich „kommen und gehen“ lässt. Wenn man sich trotz Achtsamkeit verzählt hat, beginnt man einfach mit Zählung wieder von vorne. Seien Sie dabei am Anfang nicht zu streng mit sich selbst. Nach einiger Zeit können Sie dem natürlichen Rhythmus des Atems folgen.

Übersicht Meditationsablauf

Hier nun ein übersichtlicher Ablauf der Meditations-Sitzung der wöchentlichen Abend-Sitzung für Geübte. Die Rituale für Einsteiger sind dieselben, nur die Sitzzeiten sind je nach Gespräch unterschiedlich und auf jeden Fall kürzer. Das Ende des Zazen unterscheidet sich nur durch ein kurzes Ritual und einem abschließendem Teisho (spiritueller Vortrag).

Eintritt mit Gassho (Verneigung)

Gassho vor Sitz zum Sitzplatz zugewandt

Gassho zum Raum zugewandt

Schlag Klangholz – Sitzposition

3 Gongschläge

25 min Zazen (Meditation)

2 Gongschläge (letztes Zazen 1 Gongschlag)

Gassho im Sitzen – Aufstehen

Schlag Klangholz

Gassho

Kinhin (achtsames langsames Gehen)

Schlag Klangholz

Schnelles Gehen auf Sitzplatz – Stehenbleiben vor Sitzplatz

Schlag Klangholz

Gassho

 Zazen….

Ende des Zazen:

1 Gongschlag

Sitzen nach innen gerichtet

Teisho des ZEN-Lehrers

1 Gongschlag

Aufstehen

Stehenbleiben vor Sitzplatz

Schlag Klangholz

Gassho

Gehen zur Tür

Gassho zur Raummitte (Altar) hin

Ab.

Anleitung zur ZEN – Meditation für Anfänger

 Dieses Kapitel ist speziell den wirklichen Anfängern oder denjenigen, die sich dafür halten, gewidmet. Für Geübte, die sich der Gruppe vom Zendo-Merano anschließen wollen, ist das nächste Kapitel gedacht.

Jeder kann ZEN meditieren. Denn es ist ganz einfach. Man benötigt nur einen Stuhl oder ein Meditationskissen und ev. eine Uhr.

Folgende Hinweise sind dabei nützlich:

  1. Nehmen Sie sich vor jeden Tag, zur selben Zeit zu meditiere. Am besten ist es morgens vor der Arbeit. Nachmittags und abends ist aber auch möglich.

  2. Sitzen Sie immer am selben Ort. Richten Sie ihn „heimelig“ ein. So wird es leichter sich jeden Tag hinzusetzen. Zünden Sie sich eine Kerze an. Eventuell sind auch geruchsneutrale Räucherstäbchen möglich.

  3. Fangen Sie mit 10 min Zazen(Meditation auf einem Sitzkissen) an. Nach einiger Zeit (ca. halbes Jahr) kann man die Meditations-Zeiten sukzessive steigern, bis man bei 25 min ist. Falls Sie „mutig“ sind, können Sie auch gleich mit 25 min. beginnen. Kürzere Anfangszeiten sind auch möglich. Wichtig ist dabei das regelmäßige und tägliche meditieren. Am Anfang sind Rücken- und Beinschmerzen normal und vergehen mit der Zeit. Wenn Sie Fragen dazu haben, setzen Sie sich bitte mit mir in Verbindung.

  4. Setzen Sie sich auf das Meditations-Kissen so, dass sich ihr Rücken gerade aufrichtet. Das geht gut, wenn man sich auf die Spitzen der Beckenknochen („Sitzhöcker“) setzt. Dabei sind die Beine vor dem Sitz verschränkt (Schneidersitz). Man kann auch einen Lotussitz (siehe Bild) probieren: Beide Füße liegen auf dem gegenüberliegenden Oberschenkel. Falls es zu anstrengend ist, so zu sitzen, kann man auch die Beine seitlich abknicken – ähnlich dem Sitz in der Kirche während der Eucharistie - . Eine weitere, für die meisten Menschen leicht erlernbare Haltung ist auch der „Burmesische Sitz“. Dabei ist es wichtig, die Knie auf den Boden fallen zu lassen. Das ist möglicherweise am Anfang nicht möglich. Meist erledigen das die Knie nach einigen Sitzungen von alleine. Für Menschen, die grundsätzlich Schwierigkeiten mit dem Körper haben, kann auch ein einfacher Stuhl als Sitz möglich sein. Am besten sitzt man dann auf dem vorderen Drittel der Sitzfläche. Der Kopf liegt gerade auf der Wirbelsäule. Das Brustbein sollte nicht eingefallen sein. Beide Hände sind ineinander so gelegt, dass die rechte Hand auf der linken liegt und die Handinnenflächen nach oben schauen. Beide Daumenspitzen berühren sich fast.

  5. Beim Zazen sollte man sich von nichts ablenken lassen. Also einfach sitzen, ohne etwas zu tun. Da das am Anfang schwierig ist, kann man auf den Atem achten. Dies geht am besten mittels innerlichen Zählen der Ausatmung bis Zehn. Danach beginnt man wieder von vorne. Wenn Sie wollen, kann auch innerlich ein bestimmtes Wort, z. B. die Silbe „MU“ oder „Schalom“, „Jesus“ o. ä. gesummt werden.

  6. Zur besseren Übung ist es sinnvoll sich mit dem Gesicht zur Wand zu setzen.

Dokusan (spirituelles Gespräch)

Während Sesshin, Zazenkai und dem wöchentlichen Meditationssitzungen besteht im Zendo–Merano die Möglichkeit des Dokusan. Im Dokusan wird ein spirituelles Gespräch geführt. Es richtet sich nach der Befindlichkeit des Gesprächspartners. Dabei können und sollen Sie alles ansprechen, was Ihnen in Bezug auf Ihre spirituelle Entwicklung am Herzen liegt.

Allerdings ist das Dokusan keine psychologische Sitzung. Es sollte deshalb konkret über ZEN gesprochen werden und nicht länger als notwendig dauern. Wenn aber psychologische Phänomene auftauchen, die unmittelbar mit dem Zazen zu tun haben, können und sollen diese auch angesprochen werden. Mit mir werden dann weitere Maßnahmen durchgegangen und über eine Überweisung an einen Psychologen und/oder Therapeuten diskutiert. Wichtig ist mir hierbei, dass Offenheit und Klarheit herrscht und dass beiderseitige Verschwiegenheit gewahrt wird, damit für Sie der ideale spirituelle Rahmen geboten werden kann. Es geht um Ihre spirituelle Entwicklung.

Die Koan – Arbeit ist etwas Besonderes und das eigentlich typische für ZEN. Diese wird nur mit anerkannten Schülern durchgeführt und ist einer individuellen Begleitung durch mich unterworfen. Die Abfolgen der Koan-Gespräche sind stets die gleichen und werden im Laufe der Jahre individuell entwickelt. Im Dokusan wird mit mir über die Schülerschaft und die Koan-Arbeit bei Bedarf gesprochen.

Wenn jemand zum Dokusan gehen möchte, dann sollte er folgendes Ritual einhalten:

·         Man wartet, bis die Gelegenheit zum Dokusan angekündigt wird.

·         Dann legt man seine Karte aus.

·         Wenn Sie dran sind, werden Sie vom Assistenten zum Vorraum geleitet.

·         Sie warten nun auf die Glocke des Lehrers.

·         Falls kein Assistent vorhanden ist, geht man folgendermaßen vor:

o   Sie warten, wenn Sie als erster an der Reihe sind, bis der Lehrer aus dem Zendo gegangen ist und sich offensichtlich im Gesprächsraum (Dokusanraum) eingerichtet hat. Erster ist man, wenn man als erster links von der Eingangstür sitzt (Blickrichtung Altar).

o   Falls Sie Nächster sind, dann warten Sie, bis sich der links neben Ihnen Sitzende eingerichtet hat. Anschließend gehen Sie zum Dokusanraum. 

o   Falls die Tür offen steht, gehen Sie hinein und schließen diese.

o   Im Dokusanraum verneigen Sie sich vor dem Lehrer – er antwortet ebenfalls mit Gassho – und setzen sich auf den Stuhl/Kissen. Das Gespräch kann beginnen.

o   Am Ende des Gesprächs – dieses kündigt der Lehrer durch Klingeln der Glocke an – verneigen Sie sich erneut, gehen auf Ihren Meditationsplatz und meditieren weiter.

·         Eine Glocke des Lehrers ertönt als Signal zur Bereitschaft für das Gespräch.

·         Der Schüler antwortet mit zweimaligen kurzen Schlagen der Dokusanglocke.

·         Die Tür wird vom Assistenten oder dem vorherigen Schüler, der sich im Raum befunden hat, geöffnet.

·         Man geht in den Dokusanraum und verneigt sich von dem Lehrer. Dieser antwortet ebenfalls mit Verneigung. Inzwischen wird vom vorherigen Schüler die Tür geschlossen.

·         Der Schüler setzt sich hin und es beginnt das Dokusan.

·         Am Ende des Dokusan erklingt die Glocke des Lehrers.

·         Der Schüler verneigt sich, steht auf und öffnet die Tür für den nächsten Schüler. Wenn der nächste Schüler eingetreten ist, schließt man die Tür und begibt sich sofort auf seinen Sitzplatz im Zendo, um das Gespräch nachwirken zu lassen. Die Sitzperiode bleibt während der ganzen Dokusan-Runde als Rahmen aufrecht.

Koan-Schulung

 

In der ZEN-Linie „Leere Wolke“, Willigis Jäger, wird klassisches ZEN praktiziert. Der Gründer Willigis Jäger, Kyo-Un-Roshi, war Schüler des japanischen Meisters Ko-Un-Roshi. Er hatte bei ihm die Koan-Schulung durchlaufen. Da ich als ZEN-Lehrer und Leiter des Zendo-Merano der ZEN-Linie „Leere Wolke“ angehöre, wird auch im Zendo-Merano die Koan-Schulung angeboten.

 

Was ist die Aufgabe der Koan-Schulung?

 

Wenn sich eine Person intensiv auf die Suche nach dem Sinn des Lebens macht und sich entschieden hat, ZEN als eine Möglichkeit zur Beantwortung dieser Frage anzusehen, dann sucht dieser meist einen Lehrer auf. Damit beginnt ein Weg, der im Grunde sein ganzes Leben lang dauert. Weil Spiritualität in jedem Augenblick neu zu erfahren ist und diese Erfahrung oftmals von der Erleuchtung und die Integration dieser in den Alltag begleitet wird.

Diese Begleitung ist die Aufgabe des Meisters/Lehrer, der durch die individuelle Freiheit des ZEN den Schüler führt, ohne dessen Persönlichkeit zu missachten.

 

Eine einschneidende Erfahrung, die ein erstes „Schmecken“ der Spiritualität bringt, ist die sogenannte Erleuchtung, was auf Japanisch „Kensho“ oder „Satori“ heißt. Sie kann nur erfahren werden, wenn der Übende sich völlig auf ein Loslassen aller Konzepte und Vorstellungen sowie eines Annehmens des „Jetzt“ einlässt. Dies ist ein Prozess, der sich oft über einen jahrelangen Zeitraum erstreckt und eine Begleitung eines ZEN-Lehrers bedarf. Eine Begleitung ist meist notwendig, weil Phänomene existieren, die einen daran hindern können, den Augenblick direkt und unmittelbar zu erfahren.

Um „auf dem Weg zu bleiben“, wird die Jahrtausende alte Übungsform der Koan-Schulung auch heute noch praktiziert.

Um gleich einem Irrtum entgegenzutreten, ist zu bemerken, dass Spiritualität, auch Wesensnatur, Buddhanatur o.ä. genannt, stets von an Beginn des Lebens besteht, der Zugang oftmals aber nur durch die Unzulänglichkeiten unseres Menschseins verdeckt ist. Es gibt also nichts zu erreichen auf dem ZEN-Weg, sondern nur ein Erfahren dessen zu machen, was schon immer vorhanden ist.

 

Um also zur Koan-Schulung zu gelangen, muss der Übende dafür bereit sein und einen Lehrer gefunden haben, der mit ihm diese durchlaufen will. Daraufhin wird ein besonderes Verhältnis zwischen dem Lehrer und dem Übenden initiiert, wobei der Übende den Lehrer um diese Schulung bittet. Die Lehrer/Schüler-Beziehung ist damit auf den Weg gebracht und dauert solange, bis eine Person diese Beziehung auflösen möchte. Um sich auf diese besondere Beziehung und ihre damit verbundenen spirituellen Erfahrungen vertiefen zu können, wird diese Beziehung meist für ein Leben lang abgeschlossen. Das Lehrer/Schüler-Verhältnis im ZEN ist ein besonderes, wobei der Lehrer dem Schüler nicht etwas beibringt, sondern ihm eine Bestätigung der Spiritualität der Erfahrung gibt oder diese widerlegt. Der Schüler schaut also nur in einen Spiegel, der ihm direkt die Wirklichkeit vor Augen führt. Dabei ist der Schüler stets selbstverantwortlich und autonom in seinem Tun und der Lehrer gibt ihm Vorschläge, wie der Weg des ZEN bestritten werden kann. Der Schüler muss diesen nicht folgen, wenn er meint, dass diese nicht zum „Ziel“ führen. Ein gewisses Grundvertrauen sollte trotzdem dem Lehrer entgegen gebracht werden, da dieser stets mit Achtsamkeit und Intuition handelt, die aufgrund seiner spirituellen Erlebnisse entstanden sind.

 

Auch im Zendo-Merano wird dieses Verhältnis praktiziert. Wer also eine Schülerschaft mit mir eingehen will, kann diese im Dokusan anfragen.

 

Nachdem ein Lehrer/Schüler-Verhältnis begründet wurde, beginnt man stets mit einem Eingangs-Koan, das in fast allen ZEN-Linien mit Koan-Schulung angewandt wird. Es ist das Koan „Mu“, was aus dem Mumonkan-Roku (siehe weiter unten) als Fall 1 entnommen wurde. Bei der Arbeit mit diesem Koan wird stets versucht innerlich die Silbe „Mu“ zu wiederholen. Dabei erscheint es einem, als ob sich ein innerer Ton, der einem Brummen ähnelt, im Körper ausbreitet.

Man übt zunächst einmal mit MU nur während des Zazen. Später kann man es mit ein wenig Übung auf Alltags-Arbeiten ausweiten. Wie das vor sich geht und wann man es einsetzt, wird in der Regel im Dokusanraum besprochen.  

Die Dauer der Übung des Koans MU dauert solange, bis sich eine erste Erleuchtung, Kensho genannt, einstellt. Dieses Erleben ist auf jeden Fall mit mir abzuklären und wird in der Regel auch von mir überprüft. Dabei ist dies keine Prüfung im herkömmlichen Sinne, sondern eine Kontrolle auch für den, der eine Erleuchtung erfahren hatte. Eine eigenständige Beurteilung des Kensho sollte normalweise nicht vorgenommen werden, weil es einige Phänomene, insbesondere im parapsychologischen Bereich, gibt, die einer wirklichen Erleuchtung ähnlich, aber eben nur ähnlich, sind. Eine wirkliche Erleuchtung wird deshalb stets von einem Lehrer bestätigt, dessen eigene Erleuchtung ebenfalls von seinem eigenen Lehrer bestätigt wurde. So ergibt sich eine bestimmte Form der Garantie, eine wirkliche Erleuchtung erlebt zu haben. Da die Bestätigung stets vom Lehrer auf seinen Schüler erfolgt, ist eine durchgängige Bestätigung bis zum historischen Buddha, Siddharta Gautama, rückführbar.

 

Warum ist aber diese Erleuchtung so wichtig? Kann sie nicht auch ausbleiben und an weiteren Koans gearbeitet werden?

 

Nein, leider nicht. Erst wenn man eine wirkliche Erleuchtung erlebt hat, ist man in der Lage das Koan in seiner spirituellen Tiefe intuitiv zu erfassen und dieses auch zu „lösen“. Ansonsten bleibt die Lösung pure Spekulation und wird über Konzepte und Vorstellungen geleitet, was gegen eine wahre Spiritualität, nämlich des Erlebens des Seins, spricht. Und dies kann man erst mit einer tief erlebten Erleuchtung.  

Außerdem geht ein Mangel an Erleuchtung am Kern der Spiritualität vorbei, die eine Erfassung eines Augenblicks mittels Intuition ist. Die Intuition ist das Erfassen des Augenblicks ohne rationale Vorstellung. Nur sie verhindert Leid, was der historische Buddha in seiner eigenen Erleuchtung erfahren hat. Zum Thema „Leid“ wird auf andere Texte in meinem Buch „Form ist wirklich Leere“ verwiesen. 

 

Wenn nun das Erlebnis der Erleuchtung bestätigt wurde, beginnt die eigentliche Koan-Schulung. Im Zendo-Merano werden dazu alle in der Zen Linie „Leere Wolke“ behandelten Koans gelöst. Dazu gehören folgende Sammlungen: „Gemischte Koans“ von Yamada Roshi, „Mumonkan-Roku“ und „Hekigan-Roku“. Weitere Koansammlungen sind „Shoyo-Roku“ und „Denko-Roku“, die aber nur in besonderen Situationen bearbeitet werden. 

Wie dann ein Koan bearbeitet und „gelöst“ wird, wird dann im Dokusan-Raum mit dem einzelnen Schüler individuell besprochen.

 

Sollte der Schüler, die Schülerin mit den Koans nicht klarkommen oder diese von vorhinein nicht wünschen, gibt es im Zendo-Merano auch die Möglichkeit im „Shikantaza“ zu sitzen. Dieses ist ein Zustand der vollkommenen Präsenz, welches Zazen an sich zur Übung hat. Wer dazu Fragen hat, möge dies bitte im Dokusan-Raum mit mir besprechen. Grundsätzlich gehen wir allerdings im Zendo-Merano davon aus, dass jemand eine Koan-Schulung durchlaufen will. 

  Koan-Schulung

In der ZEN-Linie „Leere Wolke“, Willigis Jäger, wird klassisches ZEN praktiziert. Der Gründer Willigis Jäger, Kyo-Un-Roshi, war Schüler des japanischen Meisters Ko-Un-Roshi. Er hatte bei ihm die Koan-Schulung durchlaufen. Da ich als ZEN-Lehrer und Leiter des Zendo-Merano der ZEN-Linie „Leere Wolke“ angehöre, wird auch im Zendo-Merano die Koan-Schulung angeboten.

 Was ist die Aufgabe der Koan-Schulung?

 Wenn sich eine Person intensiv auf die Suche nach dem Sinn des Lebens macht und sich entschieden hat, ZEN als eine Möglichkeit zur Beantwortung dieser Frage anzusehen, dann sucht dieser meist einen Lehrer auf. Damit beginnt ein Weg, der im Grunde sein ganzes Leben lang dauert. Weil Spiritualität in jedem Augenblick neu zu erfahren ist und diese Erfahrung oftmals von der Erleuchtung und die Integration dieser in den Alltag begleitet wird.

Diese Begleitung ist die Aufgabe des Meisters/Lehrer, der durch die individuelle Freiheit des ZEN den Schüler führt, ohne dessen Persönlichkeit zu missachten.

 Eine einschneidende Erfahrung, die ein erstes „Schmecken“ der Spiritualität bringt, ist die sogenannte Erleuchtung, was auf Japanisch „Kensho“ oder „Satori“ heißt. Sie kann nur erfahren werden, wenn der Übende sich völlig auf ein Loslassen aller Konzepte und Vorstellungen sowie eines Annehmens des „Jetzt“ einlässt. Dies ist ein Prozess, der sich oft über einen jahrelangen Zeitraum erstreckt und eine Begleitung eines ZEN-Lehrers bedarf. Eine Begleitung ist meist notwendig, weil Phänomene existieren, die einen daran hindern können, den Augenblick direkt und unmittelbar zu erfahren.

Um „auf dem Weg zu bleiben“, wird die Jahrtausende alte Übungsform der Koan-Schulung auch heute noch praktiziert.

Um gleich einem Irrtum entgegenzutreten, ist zu bemerken, dass Spiritualität, auch Wesensnatur, Buddhanatur o.ä. genannt, stets von an Beginn des Lebens besteht, der Zugang oftmals aber nur durch die Unzulänglichkeiten unseres Menschseins verdeckt ist. Es gibt also nichts zu erreichen auf dem ZEN-Weg, sondern nur ein Erfahren dessen zu machen, was schon immer vorhanden ist.

 Um also zur Koan-Schulung zu gelangen, muss der Übende dafür bereit sein und einen Lehrer gefunden haben, der mit ihm diese durchlaufen will. Daraufhin wird ein besonderes Verhältnis zwischen dem Lehrer und dem Übenden initiiert, wobei der Übende den Lehrer um diese Schulung bittet. Die Lehrer/Schüler-Beziehung ist damit auf den Weg gebracht und dauert solange, bis eine Person diese Beziehung auflösen möchte. Um sich auf diese besondere Beziehung und ihre damit verbundenen spirituellen Erfahrungen vertiefen zu können, wird diese Beziehung meist für ein Leben lang abgeschlossen. Das Lehrer/Schüler-Verhältnis im ZEN ist ein besonderes, wobei der Lehrer dem Schüler nicht etwas beibringt, sondern ihm eine Bestätigung der Spiritualität der Erfahrung gibt oder diese widerlegt. Der Schüler schaut also nur in einen Spiegel, der ihm direkt die Wirklichkeit vor Augen führt. Dabei ist der Schüler stets selbstverantwortlich und autonom in seinem Tun und der Lehrer gibt ihm Vorschläge, wie der Weg des ZEN bestritten werden kann. Der Schüler muss diesen nicht folgen, wenn er meint, dass diese nicht zum „Ziel“ führen. Ein gewisses Grundvertrauen sollte trotzdem dem Lehrer entgegen gebracht werden, da dieser stets mit Achtsamkeit und Intuition handelt, die aufgrund seiner spirituellen Erlebnisse entstanden sind.

Nachdem ein Lehrer/Schüler-Verhältnis begründet wurde, beginnt man stets mit einem Eingangs-Koan, das in fast allen ZEN-Linien mit Koan-Schulung angewandt wird. Es ist das Koan „Mu“, was aus dem Mumonkan-Roku (siehe weiter unten) als Fall 1 entnommen wurde. Bei der Arbeit mit diesem Koan wird stets versucht innerlich die Silbe „Mu“ zu wiederholen. Dabei erscheint es einem, als ob sich ein innerer Ton, der einem Brummen ähnelt, im Körper ausbreitet.

Man übt zunächst einmal mit MU nur während des Zazen. Später kann man es mit ein wenig Übung auf Alltags-Arbeiten ausweiten. Wie das vor sich geht und wann man es einsetzt, wird in der Regel im Dokusanraum besprochen.  

Die Dauer der Übung des Koans MU dauert solange, bis sich eine erste Erleuchtung, Kensho genannt, einstellt. Dieses Erleben ist auf jeden Fall mit mir abzuklären und wird in der Regel auch von mir überprüft. Dabei ist dies keine Prüfung im herkömmlichen Sinne, sondern eine Kontrolle auch für den, der eine Erleuchtung erfahren hatte. Eine eigenständige Beurteilung des Kensho sollte normalweise nicht vorgenommen werden, weil es einige Phänomene, insbesondere im parapsychologischen Bereich, gibt, die einer wirklichen Erleuchtung ähnlich, aber eben nur ähnlich, sind. Eine wirkliche Erleuchtung wird deshalb stets von einem Lehrer bestätigt, dessen eigene Erleuchtung ebenfalls von seinem eigenen Lehrer bestätigt wurde. So ergibt sich eine bestimmte Form der Garantie, eine wirkliche Erleuchtung erlebt zu haben. Da die Bestätigung stets vom Lehrer auf seinen Schüler erfolgt, ist eine durchgängige Bestätigung bis zum historischen Buddha, Siddharta Gautama, rückführbar.

Warum ist aber diese Erleuchtung so wichtig? Kann sie nicht auch ausbleiben und an weiteren Koans gearbeitet werden?

 Nein, leider nicht. Erst wenn man eine wirkliche Erleuchtung erlebt hat, ist man in der Lage das Koan in seiner spirituellen Tiefe intuitiv zu erfassen und dieses auch zu „lösen“. Ansonsten bleibt die Lösung pure Spekulation und wird über Konzepte und Vorstellungen geleitet, was gegen eine wahre Spiritualität, nämlich des Erlebens des Seins, spricht. Und dies kann man erst mit einer tief erlebten Erleuchtung.  

Außerdem geht ein Mangel an Erleuchtung am Kern der Spiritualität vorbei, die eine Erfassung eines Augenblicks mittels Intuition ist. Die Intuition ist das Erfassen des Augenblicks ohne rationale Vorstellung. Nur sie verhindert Leid, was der historische Buddha in seiner eigenen Erleuchtung erfahren hat. Zum Thema „Leid“ wird auf andere Texte in meinem Buch „Form ist wirklich Leere“ verwiesen. 

 Wenn nun das Erlebnis der Erleuchtung bestätigt wurde, beginnt die eigentliche Koan-Schulung. Im Zendo-Merano werden dazu alle in der Zen Linie „Leere Wolke“ behandelten Koans gelöst. Dazu gehören folgende Sammlungen: „Gemischte Koans“ von Yamada Roshi, „Mumonkan-Roku“ und „Hekigan-Roku“. Weitere Koansammlungen sind „Shoyo-Roku“ und „Denko-Roku“, die aber nur in besonderen Situationen bearbeitet werden. 

Wie dann ein Koan bearbeitet und „gelöst“ wird, wird dann im Dokusan-Raum mit dem einzelnen Schüler individuell besprochen.

 Sollte der Schüler, die Schülerin mit den Koans nicht klarkommen oder diese von vorhinein nicht wünschen, gibt es im Zendo-Merano auch die Möglichkeit im „Shikantaza“ zu sitzen. Dieses ist ein Zustand der vollkommenen Präsenz, welches Zazen an sich zur Übung hat. Wer dazu Fragen hat, möge dies bitte im Dokusan-Raum mit mir besprechen. Grundsätzlich gehen wir allerdings im Zendo-Merano davon aus, dass jemand eine Koan-Schulung durchlaufen will. 

Auch im Zendo-Merano wird dieses Lehrer/Schüler Verhältnis praktiziert. Wer also eine Schülerschaft mit mir eingehen will, kann diese im Dokusan anfragen.

 Wichtige Hinweise für Anfänger und Ungeübte.

In diesem Kapitel möchte ich Sie auf zwei grundsätzliche Erfahrungen aufmerksam machen, die immer wieder – auch bei Geübten – auftauchen können und über die man Bescheid wissen sollte. Dieses Wissen hilft einem, sich intensiver auf das ZEN einlassen zu können und nicht gleich beim ersten Problem die Flinte ins Korn zu werfen.

Bitte bedenke Sie auch, dass die unten beschriebenen Erfahrungen auftauchen können, aber nicht müssen. Jede Person hat seine eigene spirituelle Entwicklung, die nicht kalkulierbar oder vorhersehbar ist. Wichtig dabei ist, dass Sie nicht überrascht werden und sich dann wegen dieser Überraschung vom ZEN abwenden. Auch sollten Sie sich nicht wegen der Erfahrungen vom Üben abhalten lassen. Vertrauen Sie sich dabei voll und ganz dem Leben an. Es richtet sich von selbst.

Erfahrungen der Esoterik

Die ersten Erfahrungen, die gemacht werden können, können nicht erklärbare, aber häufig in der Esoterik beschriebene, Phänomene sein. Sie sind nur Erscheinungen, die aber mit den spirituellen Erfahrungen, so wie wir sie im ZEN machen, nichts oder nur entfernt zu tun haben. Dazu gehören u. a. „Aura sehen“, Präkognition (Zukunft sehen), Levitation (Schweben) oder ähnliches. Sie tauchen auf und vergehen wieder. Manchmal können sie auch ein Teil von uns sein, weil wir auch in diesem Bereich Talente haben und entwickeln können. Es ist so ähnlich wie etwa das Talent eine Geige spielen zu können.

Leider sind die o.g. Talente auf dem Weg zur spirituellen Erfahrung oftmals ein Hindernis.

Wir versteifen uns dann zu sehr auf dieses Talent und können dann deswegen die „Ganzheit“ des Seins oder des Augenblicks nicht erkennen. Wenn wir es als ein Teil von uns als Mensch annehmen, ohne es als etwas Besonderes ansehen, dann besteht die Möglichkeit sie in uns zu integrieren.

Bedenken Sie dabei, dass die esoterischen Erfahrungen stets Erfahrungen sind, die mit uns als Mensch zu tun haben. Die Erfahrung des ZEN ist aber eine nichtpersonale, die weit über das Menschsein hinausgeht. Sie schließt nichts aus, bewertet aber auch nichts als etwas Besonderes. Verstehbar ist sie nur in der Erfahrung, die jenseits des Verstandes, der Psyche, der Energie und des Körpers ist!

Erfahrung Schmerz

Die zweite Erfahrung, die vor allem Anfänger machen können, sind Schmerzen, die während des Sitzens auftauchen können. Sie rühren meist von einer angespannten Sitzhaltung oder psychosomatischen Phänomenen. Diese können(!) häufig durch ein persönliches Gespräch im Dokusanraum gelöst werden. Eine Lösung wäre dann z. B. das Sitzen auf einem Stuhl anstelle des Sitzens im Lotussitz.

Psychosomatische Probleme können auch im Dokusanraum gelöst werden, bedürfen aber meist der Hilfe eines Psychologen / Therapeuten. Oftmals wird eine Therapie parallel zur Meditation angegangen. Beide Übungen sind dann meist gegenseitig befruchtend.

Wenn Sie allerdings starke Schmerzen haben, kann auch ein Pausieren manchmal hilfreich sein. Bitte sprechen Sie dies mit mir ab.

Schmerzen gehören allerdings oftmals zum Zazen (Meditation im Sitzen) dazu. Denn das Zazen ist nicht vom Leben getrennt, sondern das Leben selbst. Und Schmerzen gehören zu unserem Leben dazu. Bei der Erfahrung des Schmerzes hat man die Möglichkeit, sich einmal mit Tatsachen auseinander zu setzen, die vorhanden, aber nicht änderbar sind. So sind wir als Mensch mit einigen Talenten ausgestattet, besitzen allerdings auch Bereiche, in denen wir keine Talente haben. Wir müssen also auf einigen Gebieten erkennen, dass wir eben nicht talentiert sind. Also müssen wir dieses akzeptieren.

Und Annehmen von nicht veränderbaren Tatsachen ist eine wichtige Hilfe auf dem Weg zur spirituellen Erfahrung.

Genauso kann man es mit dem Schmerz tun. Ihn in den 25 Minuten des Zazen als Begleiter beim Sitzen wahrnehmen und sagen: „Ok, du(Schmerz) bist jetzt da und ich akzeptiere es, dass es so ist. Ich übe aber trotzdem weiter!“ So bleibe ich bei meiner Übung und lasse mich nicht davon abbringen!

Meist lässt sich dann der Schmerz in die Übung der Achtsamkeit integrieren und er ist nicht mehr so unerträglich, wie ich ihn mir vorgestellt habe.

Der Schmerz kann aber auch anders in die Übung integriert werden.

Die spirituelle Erfahrung ist ein ganzheitliche, die erst durch das Loslassen von allen Vorstellungen und Konzepten erfahren werden kann. Wenn das Sitzen gut geht, kommen meist Gedanken, die einen Anfänger oftmals als lästig erscheinen. Wenn diese dann nach einiger Zeit akzeptiert werden können, kommen wir meist in Gedankenstrukturen, die uns behindern, eine ganzheitliche Erfahrung zu machen. Wir sind dann auf einmal ganz in Gedanken und erkennen nicht mehr die Wirklichkeit. Der Schmerz holt uns dabei wieder in die Körperlichkeit zurück und hilft damit sogar, zu uns selbst in den Augenblick des Seins zu kommen. Damit kann Schmerz beim Zazen auch positiv gesehen werden.

Grundsätzlich gilt beim Schmerz:

Wenn Sie Schmerzen haben, mit denen sie nicht zurechtkommen, dann ist es wichtig mit mir über diese im Dokusan zu sprechen. Wir werden schauen, wie man damit klar kommen und ihn eventuell integrieren kann. Auch hier möchte ich Ihnen empfehlen, lieber öfters als zu wenig oft zum Dokusan zu kommen.

Was ist ZEN?

Ich werde immer gebeten, doch einmal zu erklären, was ZEN eigentlich ist. Dass es etwas mit Meditieren zu tun hat, ist den meisten klar. Was es aber wirklich auf sich hat, ist den meisten nicht klar.

Deshalb habe ich in diesem Kapitel einmal versucht, ZEN zu „erklären“. Da ZEN aber nicht erklärbar ist, möchte ich Ihnen ZEN auf zwei verschiedenen Arten einmal näher bringen. Sie sollen dann als Erklärung dienen, ohne dass es wirklich eine Erklärung für das ZEN gibt. Die Erfahrung des ZEN müssen Sie nämlich selbst machen!

Dabei möchte ich zunächst ZEN rational betrachten, um im zweiten Teil das ZEN in Form eines Koans selbst sprechen zu lassen. Seien Sie beim Lesen der „Erklärungen“ offen und nicht rational kritisch, sondern lassen Sie sich einfach auf die Worte und ihre Absichten ein. Dann besteht die Möglichkeit, ZEN so zu begreifen, wie es wirklich ist.

Intellektuelle Erklärung“

ZEN ist ein Übungsweg, mit dem unter zu Hilfenahme von gegenstandsloser Meditation (Zazen) versucht wird, die Sinn-Fragen:

Wer bin ich? Woher komme ich? Was passiert nach meinem Tod?

zu beantworten.

Mit rationalen Worten und Erklärungen kann man ZEN eigentlich nicht vermitteln (erklären). Es entzieht sich aller Vorstellungen und ist nur nachvollziehbar, wenn man die Wesensschau (Erleuchtung) erfahren hat. Das ist genauso, wie das „Schmecken eines Weines“, der zwar beschrieben werden kann, deren Gaumenfreude aber erst durch das Trinken des Weins „erfahrbar“ wird.

Dabei ist die Wesensschau im eigentlichen Sinne nur ein Bewusstwerden dessen, was schon immer vorhanden ist. Damit ist also nichts zu „erreichen“ oder „erwerben“. Der Mensch ist nicht aus dem Ganzen herausgelöst, sondern ein Teil des Ganzen und im engeren Sinne auch das Ganze selbst.

Die Wesensschau gibt anschließend dem Menschen eine innere Zufriedenheit, die ihn sorgenfrei durchs Leben gehen lässt.

Da Siddhartha die Wesensschau durch das meditative Sitzen (Zazen) erfahren hat, wird im ZEN diese Form als Übungsweg zum Erkennen (Erwachen) praktiziert.

Und? Haben Sie es „verstanden“? …

„Spirituelle Erklärung“

Wie bereits oben erwähnt, kann man ZEN eigentlich nicht erklären. Erst durch die Erfahrung der Wesensnatur ist sie einem selbst erklärbar. Erst wenn man den Wein trinkt, kann diese Erfahrung gemacht werden. Deshalb sollte man eigentlich keine Worte darüber verlieren…

Für eine „spirituelle Erklärung“ möchte ich deshalb nur folgendes Koan aus dem Mumonkan-Roku mitgeben:

10.  Fall: Seizei, der Arme

Der Mönch Seizei fragte Meister Sozan in allem Ernst: „Ich, Seizei, bin einsam und arm. Ich bitte Euch, Meister, helft mir, weiterzukommen.“

Sozan sagte: „Ehrwürdiger Zei!“

„Ja, Meister“, antwortete Zei.

San sagte: „Drei Schalen von dem guten Hakka-Wein hast du schon getrunken. Und dennoch sagst du, deine Lippen seien noch nicht angefeuchtet.“

Ich hoffe, Sie jetzt nicht ganz verwirrt zu haben! Wenn ja, dann ist das „gut“. Denn Sie werden beginnen aufzuhören, die Spiritualität und damit das ZEN mit dem Verstand erkennen zu wollen. ZEN ist nur durch die Übung des Zazen „verstehbar“, nur in der Erfahrung dessen, was wirklich ist. Das ist nun einmal eine Tatsache, weswegen auch Buddha(Siddhartha) nach seinem großen Erwachen (Erleuchtung) geschwiegen hat.

Und deshalb möchte ich Ihnen ans Herz legen, dieses Koan einmal ohne Vorurteile, ohne rationale Hintergedanken oder geistreiche Erklärungsansätze anzunehmen und es wirken lassen. Denn die Lösung dieses Koans – es gibt wirklich eine „Lösung“ – liegt im Geiste des Koans selbst beschrieben. Dieses ist aber nur durch die intuitive Aufnahme des Koans möglich. Wenn Sie es zunächst lesen und dann während der Meditation wieder vergessen, kann das Koan seine volle Wirkung entfalten. Und auf einmal wird Ihnen ein Licht aufgehen und Sie werden „verstehen“. Das kann zwar sehr lange dauern, bis sich die „Lösung“ Ihnen ergibt, aber ich verspreche Ihnen, es lohnt sich!

Sollten Sie sich übrigens für dieses Koan interessieren, können Sie mit mir im Dokusan darüber reden. Ein Teisho zu diesem Koan wurde auch schon abgehalten, das demnächst in einem Buch erscheinen wird.  

Denken Sie aber bitte immer daran:

Das Ziel ist der WEG!

Der ZEN-Lehrer

Im Grunde gibt es nichts zu lehren. Denn wenn es etwas zu lehren wäre, dann wäre dies dualistisch. Und das ist nicht das, was man in einer Erfahrung erfährt. In einer Erfahrung erfährt der Übende die vollkommene Leere des jetzigen Augenblicks. Aus dieser Erfahrung heraus erwachsen Mitgefühl und intuitives Handeln.

Also kann ein ZEN-Lehrer nur das lehren, was er erfahren hat. Genauer gesagt vermittelt er die Erfahrung aus seiner Präsenz im Augenblick und seinem intuitiven Handeln. Er schreibt nichts vor, gibt keine Handlungsanweisungen oder Textvorschläge. Er ist nur präsent und verkörpert die spirituelle Erfahrung Augenblick für Augenblick.

Der Schüler ist derjenige, der die spirituelle Haltung des Lehrers beobachtet und eigene Schlüsse daraus zieht. Dies ist aber keine rational logische Handlung, sondern ein intuitiver Prozess, der der Schüler nur zu folgen braucht. Er ist frei in seiner Handlung, wenn er übt, vollkommen präsent zu sein. Der Lehrer kann in seiner Erfahrung den Schüler durch Dharma-Austausch begleiten, ihn aber weder „führen“ noch kann er eine Erfahrung garantieren. Der Schüler selbst muss den Schritt zur Erfahrung machen, kann diesen aber weder forcieren noch vorbereiten. Irgendwann ist der Zeitpunkt gekommen, wann dieser Schritt geschieht. Wenn der Schüler dann eine Erfahrung macht, kann ein authentischer Lehrer ihm seine Erfahrung durch einen Dharma-Austausch anerkennen. Dieser Austausch ist keine rational angelegte philosophisch-theologische Diskussion, sondern eine intuitive Auseinandersetzung auf verbalem und nonverbalem Wege. Beide „wissen“ in diesem einen Moment Bescheid.

Es muss klar sein, dass der Schritt des Schülers stets von alleine geschieht, ohne irgendwelches hinzutun oder irgendwelcher Rituale. Er kann zu jeder Zeit, an jeden Ort bei jeder Person geschehen.

Was also macht ein ZEN-Lehrer?

Er lebt seine Erfahrung durch die Präsenz im Augenblick dem Schüler vor. Mehr nicht! Das ist auch ein Grund, warum der Lehrer stets bei der Meditation des Schülers zugegen ist.

 Für einen suchenden Schüler ist es deshalb einzig und alleine wichtig, dass er einen ihm genehmen authentischen ZEN-Lehrer sucht. Alles weitere geschieht von alleine.

Sesshin

Ein Sesshin ist die intensivste Form des ZEN. Dabei wird sich nur der Meditation gewidmet und alles andere bei Seite gelassen. Das Einzige, was neben dem Zazen in dieser Zeit noch getan wird, ist die tägliche einstündige Arbeit (Samu). Dabei werden meist einfache Arbeiten verrichtet, die als Übung für das Meditieren im Alltag gut eignen.

In einem Sesshin wird meist täglich bis zu 14 Einheiten zu je 25 min meditiert. Manchmal werden die Meditationszeiten auch auf 40 min erweitert. Auch sind Beginn und das Ende verlängerbar. So kann der Beginn auf 4.30 Uhr und das Ende auf 22.30 Uhr oder länger, wie im Rohatsu-Sesshin üblich, gesetzt werden. Normalerweise wird aber der unten angegebene Ablauf eingehalten.

5.30                                         Wecken

6.00 – 6.10                            Tönen

6.10 – 6.35                            Zazen (mit Begrüßung des Meisters)

6.35 – 6.40                            Kinhin

6.40 – 7.00                            Zazen

7.00 – 7.05                            Kinhin

7.05 – 7.25                            Zazen

7.25 – 7.30                            Morgenritual (mit Rezitation)

7.30 – 8.00                            Frühstück

8.00 – 9.00                            Samu (Arbeit im „Kloster“)

9.00 – 9.30                            Pause

9.30 – 10.00                         Zazen

10.00 – 10.05                       Kinhin

10.05 – 10.30                       Teisho (spiritueller Vortrag)

10.30 – 10.35                       Kinhin

10.35 – 12.00                       Zazen mit Kinhin (je 25 min Meditation)

12.00 – 12.30                       Mittagessen

12.30 – 14.00                       Pause

14.00 – 15.30                       Zazen mit Kinhin

15.30 – 16.30                       Kinhin im Freien

16.30 – 18.00                       Zazen mit Kinhin

18.00 – 19.30                       Abendessen/Pause

19.30 – 21.00                       Zazen mit Kinhin (Abendritual)                

Zazenkai

Ein Zazenkai ist eine Zusammenkunft von Personen, die sich zum gemeinsamen Zazen (sitzende Meditation) treffen. Dies dauert meist einen halben oder einen ganzen Tag. Bei einem Sesshin hingegen wird mehrtätiges „strenges“ Zazen betrieben, bei dem nur meditiert und sich ausschließlich mit dem ZEN beschäftigt wird. Das Zazenkai ist also die Kurzform eines Sesshin.

Die Rituale und die Abfolge der einzelnen Sitzperioden sind ziemlich gleich. Bei einem Zazenkai wird ebenfalls ein Teisho (spiritueller Vortrag) gehalten und „Kinhin im Freien“ gemacht.

Folgender Ablauf ist bei einem halbtätigen Zazenkai des Zendo Meran(o) üblich:

15.00 – 15.25                   Zazen

15.25 – 15. 30                  Kinhin

15.30 – 15.55                   Zazen

15.55 – 16.10                   Sarai (kleine Teezeremonie)

16.10 – 16.30                   Kinhin im Freien (stilles Gehen/Spazieren)

16.30 - 17.00                   Teisho (spiritueller Vortrag)

17.00 – 17.25                   Zazen

17.25 – 17.30                  Kinhin

17.30 – 17.50                 Zazen

17.50 – 18.00                   Abschlussritual

ZEN und Wandern

Glossar

Zum Schluss möchte ich Ihnen noch ein Glossar anbieten, damit Sie sich nicht von den vielen Fremdworte verunsichern lassen. Die Fremdworte kommen aus dem Japanischen, das das ZEN seit dem 12. Jahrhundert geprägt hat. Mein Meister Kyo-Un Roshi (Willigis Jäger) weilte mehrere Jahre in Japan und genoss die Koan-Schulung bei Yamada Koun Roshi in Kamakura. Da die Koan-Sammlungen aus dem Chinesischen ins Japanische übersetzt wurden, es aber bis dato sehr wenige englische oder deutsche Übersetzungen gibt, liegen den Koan-Sammlungen zumeist die japanischen Übersetzungen zugrunde. Deshalb ist es für einen ZEN-Schüler wichtig, einige japanische Ausdrücke zu kennen, um den Teishos zu den Koans folgen zu können.

Chokei

Ein anderer Ausdruck für Hossu.

Dokusan

Spirituelles Gespräch. Das Dokusan ist eine der Kern-Übungen im Zen. Es ist die besondere Begegnung mit dem Meister, meist während eines Sesshins oder eines Zazenkais. Im Dokusan werden hauptsächlich die Koans mit dem Meister besprochen, bzw. demonstriert. Der Meister „prüft“ dann die Klarheit der Koan-Lösung. Das Dokusan ist kein gewöhnliches Gespräch, sondern eine Gegenwärtigkeit des Augenblicks im gegenseitigen Respekt. Für Anfänger ist das Dokusan eine Gelegenheit, direkt mit dem Meister über seine Übung zu sprechen. Ein Koan muss nicht unbedingt der Inhalt des Dokusan sein. Weitere Infos siehe auch hierzu: WWW. Zendo-merano.com.

Gassho

Verneigung. Das Gassho wird stets vor oder nach einer spirituellen Handlung, insbesondere dem Zazen, vollzogen. Dabei berühren sich die beiden Hände mit ihrer Innenseite. Diese werden dann vor dem Gesicht geführt und man verneigt sich mit ihnen. Es hat den Zweck, sich der Sammlung und des Augenblicks einer bestimmten Handlung bewusst zu machen. Außerdem zeigt es den Respekt des Handelnden gegenüber allen Lebewesen an.

Hossu

Jakschweif. Der Jakschweif besteht aus einer ca. 10-20 cm lange Holzstange, an die Haare des Yak, einer Rinderart, befestigt sind. Er dient zum Vertreiben der Fliegen beim Essen oder der Arbeit eines ZEN-Mönchs. Er wird auch häufig beim Dokusan als Hinweis auf die Vergänglichkeit des Augenblicks eingesetzt.

Kentan

Gerufener Hinweis zum Eintritt des Lehrers / Meisters. Am Beginn eines jeden Tages – insbesondere im Sesshin – tritt kurz nach dem Tönen in der ersten Zazen-Einheit der Lehrer in den Raum. Dieser macht eine Runde und geht an jedem Meditierenden vorbei. Währenddessen halten die Schüler/innen die Hände zum Gassho in die Höhe und erweisen so den Respekt gegenüber dem Lehrer. Danach meditiert der Lehrer mit den Schülern im Saal auf seinem Sitzplatz.

Kinhin

Meditatives Gehen. Nach einer Sitzperiode Zazen, geht man im Zendo langsam in einer Reihe. Es hat die Aufgabe, die spirituelle Praxis in den Alltag zu bringen. Außerdem soll es den Körper erfrischen und ein „Dösen“ während des Zazen vermeiden. Dabei wird der Daumen der rechten Hand von den Fingern umwickelt. Die linke Hand umfasst dann die rechte Hand. Dieses Gebilde wird dann während des Kinhin auf der Höhe des Solar-Plexus locker gehalten. Dieses hat die Aufgabe die geistige Sammlung zu verstärken.

Koan

Öffentlicher Aushang. Ein Koan ist neben dem Dokusan das Herzstück des ZEN. Es ist meist aus der Geschichte heraus eine Begebenheit zwischen einen Meister und seinem Schüler. Dabei antwortet oft der Meister auf eine spirituelle Frage in einer nicht rational erfassbaren Weise. Der Schüler soll von rationalen Erklärungen des ZEN direkt in die Gegenwärtigkeit seines Seins gebracht werden. Dadurch erhält er die Möglichkeit eine spirituelle Erfahrung zu machen. Außerdem dient ein Koan zur Überprüfung der geistig-spirituellen Tiefe des Schülers.

Kyosaku

Erweckungsstab. Dieser Stab ist ca. 80 cm lang und ist zum Ende hin abgeflacht. Der Kyosaku wird benutzt, um den Übenden wach zu halten und ihn durch einen gezielten Schlag auf einen Akupunkturpunkt an der Schultermuskulatur „aufzuwecken“. Das Schlagen wird mit einem Gassho des Übenden gewünscht. Unangekündigtes Schlagen durch den Assistenten ist nicht zielführend und wird deshalb nicht durchgeführt. Manchmal geht auch der Meister selbst mit dem Kyosaku umher.

Sarai

Teezeremonie. Bei der Teezeremonie wird im Zendo-Merano vor dem Kinhin im Freien Tee gereicht. Nach einem Ritual, man bedankt sich mittels Gassho, wird der Tee in vollster Achtsamkeit schweigend getrunken. Es soll auch hier auf den Alltag hingewiesen werden. Alles kann zur Übung werden. Sogar das Anziehen eines Sockens oder das Kämmen des  Haars.

Tatami

Sitzmatte. Auf einem Tatami sitzt man im Zendo. Es ist ca. 1 m x 1m groß und besteht aus einem Reisstrohkern und ist umwickelt mit einer Binsenmatte. Sie ist die Welt des Zen-Übenden während der Sesshins. Früher und in einigen besonderen Sesshins wird auch auf ihnen geschlafen.

Teisho                               

Spiritueller Vortrag. Meist wird dabei zu einem Koan (siehe: Koan) ein Kommentar vom Meister gegeben. Das Teisho gehört zu einem Sesshin, Zazenkai o.ä. zum Ablauf dazu. Das Besondere ist dabei, dass der Meister das Teisho stets  intuitiv vorträgt, also das vorträgt, was er meint in diesem Augenblick vortragen zu müssen.

Zafu

Kissen. Das Meditationskissen, auf dem man Zazen ausübt. Es ist meist rund ca. 30-40 cm im Durchmesser und ca. 15 – 30 cm hoch. Der Inhalt kann verschieden sein. Der klassische Inhalt ist Kapok, eine Baumwollart, die gut wasserabweisend ist und ihre Form auch nach langem Sitzen beibehält.

Zazen

Sitzmeditation. Die traditionelle Form der Meditation ist das Sitzen auf dem Zafu. Dies wird meist im Lotossitz oder ähnlichen Sitzarten durchgeführt. Es ist eines der Kerninhalte des Zens.

Zazenkai

Zusammenkunft für Zazen. Meist ein Tages- oder Halbtages-Sesshin, das nicht so streng durchgeführt wird. Es kann mit einem Meister oder ohne stattfinden. Wenn ein Meister zugegen ist, beinhaltet es aber immer ein Teisho, das Kinhin und Dokusan.

Zendo

Meditationshalle. Zendo setzt sich aus den Wörtern Zen und Do zusammen. Do meint dabei den Weg. Im Zendo findet das Zazen statt, wobei meist die Übenden an der Wand entlang in Meditationshaltung sitzen. Traditionell wird im Zendo nur Zazen geübt und die dafür vorgesehenen Rituale zelebriert. In strengen Sesshin wird auch im Zendo auf der Tatami geschlafen.

Über den Autor

Carsten Koßwig, geb. 02.06.1963 in Memmelsdorf in Deutschland, übte von 1993 bis 2015  bei Willigis Jäger (Kyo-Un Roshi) ZEN. Ebenso lernt er seitdem bei Toyo(+) und Petra Kobayashi (München) Tai Chi Ch’uan, was er seit 1999 als Lehrer an Schüler weiter gibt.

Kyo-Un Roshi hat ihm im Jänner 2015 die Bestätigung zum Zen-Lehrer und damit die Lehr - Erlaubnis gegeben. Zudem wurde er im April 2016 als Assistenz-Lehrer in die Zen-Linie „Leere Wolke, Zen Linie Willigis Jäger“ aufgenommen. Seit Mai 2019 ist er von der Zen-Linie “Leere Wolke” als ZEN-Lehrer bestätigt worden.

Er ist verheiratet, hat einen Sohn und lebt mit seiner Familie in Meran, Südtirol, Italien. Er ist zudem in einer Oberschule als Mathematik- und Physik – Lehrer tätig, ist Tischler und hat VWL studiert. Der Hauptaspekt seiner Lehre ist die spirituelle Begleitung von Laien im ZEN, die ein gesellschaftlich „normales Leben“ führen. Er möchte sie auf dem Weg zur Integration der Selbst – Erfahrung in den Alltag begleiten. Eine spirituelle Begleitung von Mönchen lehnt er nicht ab. Carsten Koßwig ist bemüht, die reine Lehre des ZEN, die er bei Kyo-Un Roshi erfahren hat, weiter zu geben.