Dokusan (spirituelles Gespräch)

Im Dokusan wird ein spirituelles Gespräch geführt. Es wird je nach Befindlichkeit des Gesprächspartners geführt. Man kann alles ansprechen, was einem auf dem Herzen in Bezug auf seine spirituelle Entwicklung liegt. Eine psychologische Sitzung allerdings ist ein Dokusan nicht. Es sollte deshalb nicht länger als notwendig dauern. 

Eine der Hauptaufgaben in einem Dokusan ist das Begleiten des Schüler auf dem Weg zu einer Erleuchtungserfahrung (Wesensnatur). Nach dieser Erfahrung wird mit der Koan-Arbeit begonnen, die den eigentlichen Kern eines Dokusans ausmacht. Der Schüler trägt das Koan vor und demonstriert seine spirituelle Einsicht vor dem Meister. Danach wird der Schüler mittels einer Glocke entlassen.

Über alle spirituellen Gespräche / Dokusans wird völliges Stillschweigen vereinbart.

Arbeitsweise des Zen-Lehrers

Das Dokusan ist der Kern der spirituellen „Lehre“ des Zen-Lehrers. Nicht die Teishos, das Leiten von Sesshins oder die Rituale eines Zendos sind die Lehre, sondern einzig und alleine die im Dokusanraum vom Leiter gelebte „vollständige Präsenz im Augenblick“.

 So ergibt sich die natürliche Arbeitsweise eines Zen-Lehrers. Er ist nur Spiegel der immer vorhandenen Spiritualität des Seins. Er reagiert auf die Fragen und Antworten der Schüler in intuitiver Weise, wobei nicht einmal der Zen-Lehrer weiß, was da geschieht. Er agiert nur so, wie der nächste Schritt es ihm vorgibt. Das ist für Schüler und auch für Menschen, die keinerlei spirituelle Erfahrungen haben, oftmals verwirrend und fast nie rational nachvollziehbar. Hier müssen sie einfach dem Lehrer oder der Situation vertrauen, da die Reaktion des Zen-Lehrers nie richtend, einteilend oder emotional ist, sondern aus Mitgefühl für den Schüler geschieht, damit dieser stets auf sich selbst geworfen wird, er gezwungen wird, sich mit seinem „Selbst“ zu beschäftigen. Damit erhält der Schüler in jedem Augenblick stets die Gelegenheit, die von ihm erwünschte spirituelle Erfahrung zu machen.

Ein weiteres typisches Merkmal eines Dokusans ist die für den Schüler erfahrene Einheit mit dem Lehrer, wenn der Schüler ebenso völlig in der „Präsenz des Augenblicks“ steht. Da braucht es von Seiten des Zen-Lehrers keine Erklärungen oder Hinweise mehr. Der Schüler hat verstanden, ohne es rational nachvollziehen zu können. Er „weiß“ es dann, ohne nachzudenken oder zu philosophieren.

Wenn jemand zum Dokusan gehen möchte, dann sollte er folgendes Ritual einhalten:

•   Man wartet, bis die Gelegenheit zum Dokusan angekündigt wird.

• Dann legt man seine Karte aus und wartet.

• Schließlich wird man vom Assistenten zum Vorraum geleitet.

• Falls kein Assistent vorhanden ist, geht man folgendermaßen vor

  • Man wartet, wenn man als erster an der Reihe ist, bis der Lehrer aus dem Zendo gegangen ist und sich offensichtlich im Gesprächsraum (Dokusanraum) eingerichtet hat. Erster ist man, wenn man als erster links von der Eingangstür sitzt (Blickrichtung Altar).

  • Falls man Nächster ist, wartet man, bis sich der links neben einem Sitzende eingerichtet hat. Dann geht man zum Dokusanraum. 

  • Falls die Tür offen steht, geht man hinein und schließt diese

  • Im Dokusanraum verneigt man sich vor dem Lehrer – er antwortet ebenfalls mit Gasho – und setzt sich auf den Stuhl/Kissen. Das Gespräch kann beginnen

  • Am Ende des Gesprächs verneigt man sich erneut, geht wieder auf seinen Meditationsplatz und meditiert weiter.

    Eine Glocke des Lehrers ertönt als Signal zur Bereitschaft für das Gespräch.

• Der Schüler antwortet mit zweimaligen kurzen Schlagen der Dokusanglocke.

• Die Tür wird vom Assistenten oder dem vorherigen Schüler, der sich im Raum befunden hat, geöffnet.

• Man geht in den Dokusanraum und verneigt sich von dem Lehrer. Dieser antwortet ebenfalls mit Verneigung. Inzwischen wird vom vorherigen Schüler die Tür geschlossen.

• Der Schüler setzt sich hin und es beginnt das Dokusan.

• Am Ende des Dokusan erklingt die Glocke des Lehrers.

• Der Schüler verneigt sich steht auf und öffnet die Tür für den nächsten Schüler.

Sofort begibt man sich auf seinen Sitzplatz, um das Gespräch nachwirken zu lassen. Die Sitzperiode bleibt während der ganzen Dokusan-Runde als Rahmen aufrecht.

Hinweis: Normalerweise ist das Dokusan im Zendo im Preis des Kurses, Sesshin oder Zazenkai oder wöchentliches Sitzen enthalten. Wer jedoch eine außerplanmäßiges Dokusan benötigt, möchte bitte aus Kostengründen für das Gespräch 40 € entrichten! Danke!