Teisho

In Zukunft werden die Teishos per Youtube als Video veröffentlicht!

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Gruß

Carsten Koßwig, 12.12.22

Was ist ein Teisho

„Schüler des Weges, was dem Buddha-Dharma angeht, ist keine künstliche Anstrengung vonnöten. Seid natürlich und müht euch nicht ab. Scheißend, pissend, Kleidung anlegend, essend und mich hinlegend, wenn ich müde bin – Narren mögen mich auslachen, doch ein Weiser versteht.“

Rinzai

Rinzais Sprache ist derb und vulgär, trifft aber häufig ins Schwarze. Wenn ich also auf die Toilette muss, dann gehe ich hin und verrichte mein Geschäft. Wenn ich müde bin, dann lege ich mich hin und schlafe.

So einfach ist das.

Ich muss mich nicht anstrengen, um die Spiritualität des Dharma zu leben. Immer wenn ich spüre, dass etwas dran ist, wenn ich ein natürliches Bedürfnis danach habe, dann führe ich es aus.  

Warum ist es dann nicht genauso mit dem Bedürfnis nach Sexualität. Warum leben viele ZEN-Mönche in einem Zölibat? Können sich nicht der Sexualität widmen?

Da gibt es für mich einen Widerspruch, den ich nicht verstehe.

Warum hat Rinzai nicht davon gesprochen? Achja, er war ja auch ZEN-Mönch.

Aber warum können wir dem Bedürfnis nach dem Toilettengang nachgehen, dem Bedürfnis nach Sexualität nicht?

Liegt es daran, dass für das Nachgeben dem Bedürfnis der Sexualität einen zweiten Partner benötigt wird? Und ich diesen aus Mitgefühl nicht bedrängen kann. Was ist aber wenn beide Sexualität wollen?

Ist dies nicht auch etwas Natürliches?

Ja, denn, wenn wir scheißen, pissen dürfen, dann können wir meiner Meinung nach auch unsere Sexualität leben. Ansonsten haben wir spirituell ein Problem. Wir lehnen etwas ab, Sexualität und befürworten etwas anderes, Zölibat. Das ist dualistisch und eben nicht natürlich, nicht spirituell. Zumindest im Sinne des ZEN.

Deshalb ist es in der heutigen Zeit für mich mehr als fragwürdig, wenn ich ZEN übe, Mönch werden zu müssen und das Zölibat leben zu müssen.

Für das Üben des ZEN ist also nicht Voraussetzung, Mönch zu werden, sondern die Erfahrung der Einheit in jedem Augenblick. Und dafür sind keine Voraussetzungen nötig, außer das Gewähren der Achtsamkeit.
Und spirituell kann ich auch in der Sexualität leben, wenn ich mich voll und ganz darauf einlasse, natürlich nur in achtsamen Respekt gegenüber meinem Sexualpartner.

Rinzai würde folgendes sagen: Scheißend, pissend, Sexualität lebend, … ein Weiser versteht.

 Gassho!

Carsten Koßwig, 19.06.2020

Meine ZEN-Lehre

ZEN kann jeder üben.

Es ist das "Nach Hause kommen", dem Wiederentdecken der eigenen Wesensnatur! Deshalb kann jede Person. die sich mit seiner Wesensnatur, seinem Selbst, auseinandersetzt, auch seine Konfession, seinen Glauben behalten. Denn ZEN hat kein Dogma, keine heilige Schrift oder keine Lehre im herkömmlichen Sinn. Der "Lehrer" ist dabei nur ein Begleiter auf dem Weg zur eigenen Wesensnatur (Selbst). So wie ein Bergführer, der den Bergsteiger begleitet,  die Richtung vorgibt und ihn versucht auf den Gipfel zu führen. Allerdings mit einemUnterschied: Er wird nicht "ins Seil genommen".Er darf deshalb den Weg frei und unabhängig wählen.

Für mich ist es deshalb wichtig zu betonen, dass ich nicht danach strebe, Menschen zu einem Mönchsleben zu bewegen. Ich bin der Meinung, dass ein solches Leben eine sehr einschränkende Lebensweise ist, die dem Wesen des ZEN widerspricht. Auch möchte ich keine "geschlossene" Gemeinschaft gründen, sondern eine offene, bei der jeder und jede seinen Platz hat, den ihm / ihr zusteht und in ihr aufgehen kann. Dabei stehen wir alle im "normalen Leben" und haben damit Teil an dessen Unannehmlichkeiten und Sorgen.

Auch sollt meiner Meinung nach derZEN - Übende sich nicht aus dem Alltag zurückziehen, sondern diesen annehmen und mit ihm üben. Der Alltag kann auf dem Weg zur Erkenntnis eine sehr große Hilfe sein.

Das Üben auf dem Kissen ist nur ein Teil des Weges. Die auf dem Kissen erworbene Achtsamkeit und das Loslassen von allen Vorstellungen, Meinungen und Wissen wird im Alltag weiter geübt.

Carsten Koßwig, ZEN-Lehrer bestätigt durch Kyo Un Roshi und Mitglied der Zen-Linie "Leere Wolke"

 Schüler / Lehrer-Verhältnis

Das Verhältnis zwischen einem Lehrer und einem Schüler im ZEN ist nicht dasselbe Verhältnis, wie im allgemeinen Verständnis. Dort ist der Lehrer derjenige, der den Weg vorgibt, seine Lehre im Bezug auf wissenschaftlichem Hintergrund darlegt und das Gelehrte kontrolliert, ob es auch richtig verstanden und richtig wiedergegeben wurde.

 Im ZEN ist das nicht so!

 Deshalb sollte man sich das Lehrer/Schüler-Verhältnis im ZEN etwas genauer anschauen und dieses erklären.

 Um klar und deutlich den Unterschied zwischen einem klassischen Lehrer/Schüler-Verhältnis und einem Lehrer/Schüler-Verhältnis im ZEN hervorzuheben, schlage ich vor, die Namensgebung der an einer Lehre beteiligten Personen ändern.

 Der Lehrer des ZEN wird deshalb nicht als „Lehrer“ bezeichnet, sondern „Zen-Lehrer“ und der „Schüler“ als „Zen-Schüler“.

 Was aber ist nun das Besondere des Zen-Schülers und des Zen-Lehrer?

Ein Zenlehrer ist zuallererst Begleiter und nicht Führer, der etwas vorgibt, was der Zenschüler zu lernen hat.  Er kennt eine Möglichkeit des Weges hin zur Spiritualität. Er kann Steighilfen geben, kann Wegabschnitte vorschlagen oder Fallen erkennen. Der Zenschüler aber, muss selbst den Weg gehen und eigene Schritte voranschreiten. Der Zenlehrer unterstützt ihn dabei und schaut wohlwollend auf die Entwicklung des Zenschülers.

Der Weg endet nie! Deshalb ist auch ein Zenlehrer ständig in der Entwicklung seiner eigenen Spiritualität. Für ihn ist die Klarheit der spirituellen Erkenntnis vielleicht intensiver, als beim Zenschüler, ist sich aber der Unbeständigkeit des Augenblicks klar und versucht diesen zu leben. Er kann damit Vorbild und Ausdruck eines spirituellen Zustands sein, den der Zenschüler anstreben könnte.  

Es gibt keine Prüfung im ZEN. Deshalb ist der Lehrer auch nicht Prüfer, sondern nur eine Person, die die Klarheit der Spiritualität des Zenschülers mit seiner „vergleicht“. Ihm ist aber bewusst, dass dieser Vergleich gleichzeitig rational bedingt ist, was stets zu Missverständnissen führen kann.

Damit muss der Zenlehrer dem Zenschüler vertrauen, dass dieser durch seine eigenen Schritte, seine eigenen Versuche, seiner eigenen Lebensweise eine spirituelle Lebensweise führen kann.

Auch in einer Koan-Schulung, bei der im klassischen Sinne der Zenschüler dem Zenlehrer die „Lösung“ des Koans darlegt, besteht kein reines Prüfungsverhältnis. Da der Zenlehrer eine größere Erfahrung im Gebrauch des Koans hat, kann dieser dem Zenschüler helfen, mit dem Koan spirituell sich fortzuentwickeln. Auch kann im Dokusanraum, in dem das spirituelle Gespräch geführt wird, dem Zenschüler geholfen werden, Unklarheiten, die auf rationale Einsichten zurückzuführen sind, beseitigt werden.

Der Zenlehrer versucht in seiner Begleitung den Zenschüler zu einer selbständigen, selbstverantwortlichen und souveränen spirituellen Lebensweise zu unterstützen.

Carsten Koßwig, Mai 2021